In den letzten Jahren wurde viel über soziale Ungleichheit und Segregation in São Paulo – die Stadt der Wände – geschrieben. Für viele Menschen ist die Stadt ein Ort vielfältiger Verbote und Ausschlüsse. Doch zwischen Sicherheitsarchitektur, Säuberungspolitiken und Polizeigewalt (er)leben tausende pixadores/as die Stadt, setzen sich über physische und soziale Grenzen hinweg und verleihen anderen São Paulos Sichtbarkeit.
In den letzten Jahren wurde viel über soziale Ungleichheit und Segregation in São Paulo – die Stadt der Wände – geschrieben. Für viele Menschen ist die Stadt ein Ort vielfältiger Verbote und Ausschlüsse. Doch zwischen Sicherheitsarchitektur, Säuberungspolitiken und Polizeigewalt (er)leben tausende pixadores/as die Stadt, setzen sich über physische und soziale Grenzen hinweg und verleihen anderen São Paulos Sichtbarkeit. Die Grafitieros und Pixadores - Sprayer einer speziellen Form brasilianischen Graffitis - bemalen die Wände und nehmen sich damit das Recht, ihre Stadt zu erleben und mitzugestalten.
Während brasilianische Eliten São Paulo gerne als moderne Wirtschaftsmetropole und Global City präsentieren, ist die Stadt der Wände, wie die Stadtforscherin Teresa Caldeira die 20-Millionen Metropole nannte, von sozialer Ungleichheit und Segregation geprägt. Für viele BewohnerInnen ist sie ein Ort vielfältiger Ausschlüsse und Verbote.
Um den öffentlichen Raum visuell „zu ordnen" werden bemalte Wände von der Stadtverwaltung regelmäßig grau überstrichen. Doch zwischen Sicherheitsarchitektur, Säuberungspolitiken und Polizeigewalt bemalen Grafiteiros/as und Pixadores/as die Wände der „grauen Stadt". Pixação ist eine Form des Graffiti die sich seit den 1980er Jahren in brasilianischen Großstädten entwickelt hat. In São Paulo bringen mehrere tausend aktive Pixadores/as ihre Schriftzüge meist einfarbig, in verschlungenen Buchstaben auf jede nur erdenkliche Oberfläche im öffentlichen Raum an. Besonders beliebte Ziele sind die repräsentativen Hochhausfassaden des Zentrums, die sie meist ohne Sicherheitsausrüstung erklettern.
Im Kontext extremer sozialer Ungleichheiten, segregierenden Städtebaus und repressiver Stadtpolitiken, werden wir Pixação als eine Praxis diskutieren, durch die Menschen die Stadt (er)leben, sich über physische und soziale Grenzen hinwegsetzen und anderen São Paulos Sichtbarkeit verleihen. Bild und Videomaterial aus São Paulo wird Vortrag und Diskussion ausschmücken.
Zum Referenten: Paul Schweizer forscht in Europa und Lateinamerika zu Graffiti und Pixação. Er ist freier Mitarbeiter des Graffitiarchivs im Archiv der Jugendkulturen e.V. und von kollektiv orangotango.
Titelbild: Fábio Vieira / Foto Rua